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Mitgliederumfrage zum E-Rezept

Im Februar 2023 startete die KV Berlin eine Blitzumfrage zu den Erfahrungen und Meinungen der KV-Mitglieder in Bezug auf die Nutzung des E-Rezepts. 348 Mitglieder haben an der Umfrage teilgenommen. Ernüchterndes Fazit: Die Nutzung des E-Rezepts wird in den Berliner Praxen zurzeit als zu kompliziert und zu aufwendig angesehen. Dort, wo das E-Rezept bereits angewendet wird, führt es zu Mehrarbeit anstatt zu einer Erleichterung der Abläufe.

Insgesamt lassen sich drei Schwachstellen erkennen, die derzeit dazu führen, dass das E-Rezept in den Praxen nicht zur Umsetzung kommt:

  • Verunsicherung: Ein immer wieder verschobener Starttermin, ein abgebrochener Rollout. Das suggeriert eine gewisse Unreife der digitalen Anwendung und hält Praxen ab, das E-Rezept bereits jetzt zu nutzen, auch wenn sie die technischen Voraussetzungen erfüllen.
  • Kein digitales Verfahren: Mit der Digitalisierung sollen Prozesse vereinfacht werden, nur dann ergibt sich ein Mehrwert. Aktuell ist das E-Rezept in den meisten Fällen keine digitale Lösung, sondern ein weiterer Papierausdruck. Ein Sinn oder Mehrwert ist hier weder den Praxen noch den Patient:innen zu vermitteln.
  • Fehlende Informationen: 25 Prozent der Befragten wissen nicht, ob sie die technischen Voraussetzungen erfüllen. Die KV Berlin sieht hier vor allem auch die PVS-Hersteller in der Pflicht, die Updates für das E-Rezept umzusetzen und ihre Kunden darüber zu informieren. 

Technische Voraussetzungen sind da, aber...

Von 348 KV-Mitgliedern, die die Online-Umfrage vollständig ausgefüllt haben, gaben knapp mehr als die Hälfte (53 Prozent) an, die technischen Voraussetzungen für die Nutzung des E-Rezepts zu erfüllen (PTV4+-Konnektor, eHBA, PVS-Update, Drucker mit 300 dpi). Knapp 21 Prozent erfüllen die Voraussetzungen nicht und 24 Prozent der Befragten konnten nicht sagen, ob sie technisch zum Ausstellen von E-Rezepten in der Lage sind.

Welchen Mehrwert bringt das E-Rezept?

Unabhängig davon, ob Praxen bereits E-Rezepte ausstellen oder nicht, wurden sie gebeten, Aussagen zum Mehrwert des E-Rezeptes zu bewerten. Was besonders auffällt: Die eigentlich erhofften positiven Effekte der digitalen Anwendungen zeigen sich aktuell im Praxisalltag noch nicht. So fanden beispielsweise Aussagen wie „Das E-Rezept ermöglicht meinen Patient:innen eine flexiblere und schnelle Versorgung mit Medikamenten.“, „Das E-Rezept kann meine Praxisorganisation erleichtern.“ oder „Das E-Rezept ist umweltfreundlicher als das bisherige Papierrezept.“ mehrheitlich überhaupt keine Zustimmung.

 

Mehrarbeit, kein Mehrwert: Praxen nutzen das E-Rezept kaum

76 Befragte (rund 22 Prozent) gaben an, das E-Rezept bereits genutzt zu haben. Davon stellen nur 13 Ärzt:innen regelmäßig E-Rezepte aus. Die deutliche Mehrheit (rund 78 Prozent) hat bisher keine Erfahrungen mit dem E-Rezept.

Die Gründe sind vielfältig. Am häufigsten wird genannt, dass es zu aufwendig sei oder es unklar sei, wie es funktioniert. Außerdem wird die Anwendung von vielen Ärzt:innen (21 Pozent) und Patient:innen (19 Prozent) abgelehnt.

Rund 28 Prozent der Befragten nannten weitere Gründe. Zum Beispiel die Unsicherheit bzgl. des geplanten Rollouts und den immer wieder verschobenen Starttermin. Oft genannt wird auch, dass das E-Rezept nichts weiter als ein A4-Ausdruck anstelle des bisherigen Rezepts ist. 

Stimmen aus der Praxis

  • Zurzeit sehe ich den Sinn darin nicht, wenn ich ein DIN-A-4-Blatt zusätzlich ausdrucken muss!
  • Rollout zu holperig, Token-Ausdruck noch immer nötig.
  • Digitales Rezept zum Ausdrucken?!? Warum nicht als erstes mit Versichertenkarte? Wäre doch naheliegend!
  • Ich werde mich damit erst wieder befassen, wenn ich von der Politik dazu gezwungen werde, nachdem ich mit einem Heiden Aufwand alles startklar gemacht hatte und der Rollout dann gestoppt wurde.
  • In unserer Erfahrung sind alle Digitalisierungsbemühungen bisher mit mehr Aufwand für das Praxispersonal verbunden. Ich will keine problemlos funktionierenden Abläufe verändern, da die Anlaufschwierigkeiten für Frustrationen und Arbeitsüberlastung sorgen werden. Meine MFA sind keine IT-Spezialistinnen; sie sollen sich mit medizinischen Aufgaben beschäftigen.
  • Weiterhin Papierverbrauch, da überwiegend ältere Patienten Rezepte benötigen, die den Umgang mit der Technik nicht beherrschen .

Fazit

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen: Das E-Rezept kann nur funktionieren, wenn das Einlösen von E-Rezepten für die Patient:innen vereinfacht wird und digitale Vorgänge auch komplett digital durchführbar sind. Hier muss von der Politik schnell nachjustiert werden und mit Blick auf die angekündigte Digitalisierungsstrategie des BMG sind die Rahmenbedingungen für das E-Rezept zu überdenken bzw. anzupassen und diejenigen stärker einzubinden, die mit den Anwendungen am Ende tagtäglich umgehen müssen. Denn ohne eine ernsthafte Erprobung in den Praxen wird der auf den 1. Januar 2024 verschobene Rollout erneut kläglich scheitern.