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23.03.2021

Psychische Störungen haben massiv zugenommen

Kontakt

Dörthe Arnold
Pressesprecherin / Leiterin Kommunikationsabteilung KV Berlin

Weitere Informationen zur Umfrage erhalten Sie bei:
Christoph Johannsen
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Kinder- und Jugendpsychiatrie,-Psychosomatik und -Psychotherapie
E-Mail:

Besorgniserregende Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen durch Corona

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin und die niedergelassenen Fachärzt:innen  für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie zeigen sich besorgt hinsichtlich der Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter den Berliner Kinder- und Jugendpsychiatern. Diese hat ergeben, dass die psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen aufgrund der Corona-Pandemie massiv zugenommen haben. Vor allem Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen, Essstörungen, Verhaltensstörungen, soziale Phobien, Schulabsentismus, Medienmissbrauch bzw. Medienabhängigkeit, Schlafstörungen und Störungen des Tag- und Nachtrhythmus seien bei den Heranwachsenden zu beobachten. Besonders besorgniserregend sei die Entwicklung bei Jugendlichen, die aus Überzeugung keine Kontakte pflegen, um niemanden anzustecken. Für diese waren die Familienkontakte und die Besuche bei Kinder- und Jugendpsychiater:innen häufig die einzigen Kontakte.

Die psychischen Belastungen und Störungen wurden bei Patient:innen aller Gesellschaftsschichten festgestellt, allerdings ist bei Familien mit niedrigem Einkommen eine deutlich höhere Belastung zu verzeichnen. Dramatisch sei die Situation von Kindern und Jugendlichen in Heimen und Wohngruppen, deren Betreuungssituation sich in der Pandemie enorm verschlechtert hat. Den niedergelassenen Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, die jährlich ca. 35.000 Patient:innen behandeln, gelang es in den vergangenen 12 Monaten deutlich schlechter, Patient:innen bei Krisen in die zuständigen Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie und-psychotherapie einzuweisen oder Psychotherapieplätze zu finden. Psychosoziale Hilfen über die Jugendämter zu etablieren, war nur mit großer Verzögerung möglich. Die Fortführung laufender Unterstützungsmaßnahmen der Jugendhilfe erfolgte nur in reduzierter Form. Eingeschränkte Sozialarbeit an den Schulen und Schließungen der Einrichtungen der offenen Jugendarbeit in den Stadtteilen verstärkten die Schwierigkeiten.

Die KV Berlin und die Kinder- und Jugendpsychiater:innen befürchten erhebliche negative Auswirkungen auf die sozioemotionalen Entwicklungen sowie Lernentwicklungen der Kinder und Jugendlichen und fordern den Gesetzgeber, aber auch die Schulen und Jugendämter auf, die betroffenen Kinder und Jugendlichen – hier vor allem die mit wenigen Ressourcen – noch intensiver zu unterstützen, damit diese in der anhaltenden Lockdown-Situation nicht durch das löchrige Netz fallen.

Vor diesem Hintergrund befürworten die Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie die Schulöffnungen, gleichwohl die infektiologischen und epidemiologischen Bedenken sehr groß sind. Zum Teil gebe es gut durchdachte Lösungen, insgesamt wirke die Organisation der Schulöffnungen aber noch zu unkoordiniert bzw. teilweise chaotisch. Um die gesunde Entwicklung der Kinder und Jugendlichen trotz Corona zu gewährleisten, bieten die Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie und-psychotherapie auch weiterhin ihre Unterstützung in der Präventions- und Netzwerkarbeit an.