Praxisinformationsdienst

Aktuelle Informationen aus Ihrer KV

Praxisinformationsdienst Nr. 17, 31.08.2023

In eigener Sache

Mitgliederumfrage: Medikamentenmangel in Berlin ist schon da

Besonders seit dem letzten Jahr kommt es immer wieder zu Engpässen in der Medikamentenversorgung. Um die Situation besser einschätzen zu können und valide Daten zur Situation in den Praxen zu haben, führte die KV Berlin eine kurze Blitzumfrage unter ihren Mitgliedern durch. Über 430 Praxen haben sich beteiligt – für diese rege Teilnahme bedankt sich die KV Berlin.

Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze:

  • 82 % sagen, dass ihre Patienten aktuell nicht alle benötigten Medikamente erhalten.
  • Knapp sind Antibiotika, Blutdruck-, Fieber- und Schmerzmittel. Häufig genannt wurden auch Asthmamedikamente und Augentropfen.
  • 61 Prozent der Befragten befürchten, dass sie ihre Patienten während der Erkältungswelle nicht ausreichend mit Medikamenten versorgen können.
  • Über die Hälfte der Befragten berichtet, dass Patienten bereits jetzt um Rezepte für eine Versorgung in den nächsten Monaten bitten.
  • Die Mehrheit (rund 63 Prozent) der Befragten  berichtet, dass auch umliegende Apotheken von Versorgungsproblemen berichten. 

Weitere Informationen sind auf einer Infoseite zu den Umfrageergebnissen aufbereitet.

In einer Pressemitteilung vom 28.08.2023 schlägt die KV Berlin Alarm und fordert das Bundesgesundheitsministerium zu Sofortmaßnahmen auf.

KV warnt vor PraxenKollaps in Berlin

KV Berlin warnt auf Pressekonferenz vor PraxenKollaps in Berlin. V. l. n. r.: Dr. Burkhard Ruppert, Dr. Christiane Wessel, Dr. Axel Baumgarten, Dr. Kerstin Zeise, © KV Berlin

Im Rahmen der bundesweiten Protestaktion „PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg!“ lud die KV Berlin am 22. August 2023 zu einer Pressekonferenz zur Situation der ambulanten Versorgung in der Hauptstadt ein und warnte vor einem drohenden Praxissterben. 

Dr. Kerstin Zeise, Hals-Nasen-Ohrenärztin und stellvertretende VV-Vorsitzende, stellte ihre Praxis für den Pressetermin zur Verfügung. Vertreter unterschiedlicher Medien waren anwesend. Dr. Burkhard Ruppert, KV-Vorstandsvorsitzender, und Dr. Christiane Wessel, stellvertretende KV-Vorstandsvorsitzende, gaben einen Einblick in Zahlen und Fakten rund um die vertragsärztliche und -psychotherapeutische Versorgung in Berlin. Dr. Kerstin Zeise und Dr. Axel Baumgarten, Facharzt für Allgemeinmedizin und Infektiologie, berichteten aus ihrem Praxisalltag. 

Die Herausforderungen sind vielfältig, der Handlungsbedarf ist enorm: eine alternde Ärzteschaft, eine Zunahme der Teilzeitarbeit, immer mehr angestellt tätige Ärzt:innen und ein Fachkräftemangel, der immer größere Ausmaße annimmt. Dazu eine Politik, die die Rahmenbedingungen erschwert. 
Der KV-Vorstand zeigte sich besorgt und mahnte, die Politik dürfe nicht länger die Augen davor verschließen, dass ohne eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen in der ambulanten Versorgung die Strukturen nicht zu festigen seien und sich die Situation weiter verschärfen würde. 

Fachärztin Zeise erläuterte die Situation der HNO-Ärzte und wies unter anderem auf die desaströse Finanzierung kleiner ambulanter Eingriffe hin – insbesondere bei Kindern. Baumgarten beschrieb die erschwerten Bedingungen durch Kostendruck, Fachkräftemangel und bürokratische Überregulierung anhand der MFAs, die mit bürokratischen Aufgaben überhäuft von der Politik keine ausreichende Wertschätzung erfahren und von Kliniken abgeworben würden. 

Einen Einblick in die Forderungen der KV Berlin und eine Übersicht zur aktuellen Situation in der ambulanten Versorgung in der Hauptstadt erhalten Sie in der Präsentation zum Pressetermin. Mehr zum Inhalt der Pressekonferenz lesen Sie in zugehöriger Pressemitteilung.

Stellen Sie Ihre MFA frei! Protesttag am 8. September in Berlin

Am 8. September protestiert der Verband medizinischer Fachberufe (vmf) wieder am Brandenburger Tor und ruft bundesweit alle medizinischen Fachangestellten zur Teilnahme auf. Die KV Berlin unterstützt den Protest auch in diesem Jahr. Der Verband fordert eine gesicherte Finanzierung der ambulanten ärztlichen Versorgung sowie Anerkennung und Wertschätzung für alle, die in diesem Sektor arbeiten. Das ist auch in Ihrem Interesse! Wenn Sie es möglich machen können, stellen Sie Ihre MFA für den Protest frei und sorgen Sie somit dafür, dass der Protest groß genug wird, um gehört zu werden!

Wann?am 8. September, 13-15 Uhr                                 
Wo?auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor in Berlin

Weitere Informationen gibt es auf der Website des vmf.

Aus der Gesundheitspolitik

Digitalisierungsgesetze beschlossen: Ohne E-Rezept folgen Sanktionen

Die Ampel-Regierung hat im Rahmen ihrer Kabinettssitzung die beiden Digitalisierungsgesetze – das Digital-Gesetz (DigiG) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) – beschlossen. Über die einzelnen Inhalte hatte die KV Berlin bereits im Juni informiert (Praxis-News vom 29.06.2023).

Sehr ärgerlich: Die wesentliche Kritik aus der Vertragsärzteschaft fand in der finalen Beschlussvorlage keine Berücksichtigung. So muss das E-Rezept ab dem 1. Januar verpflichtend in den Praxen eingesetzt werden. Anstatt dabei aber auf Regularien zu setzen, die die Funktionalität der Anwendungen garantieren und die Akzeptanz in der Vertragsärzteschaft stärken, wählt der Gesetzgeber weiterhin den Weg der Sanktionierung: Kann gegenüber den Kassenärztlichen Vereinigungen der Einsatz des E-Rezepts nicht nachgewiesen werden, droht ein einprozentiger Honorarabzug. Ausnahmen soll es nur für Vertragsärzt:innen und -psychotherapeut:innen geben, die keine Arzneimittel verordnen.

Die KV Berlin hält diese Digitalisierung „mit der Brechstange“ für den absolut falschen Weg, um die durchaus notwendige Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben, ist aber an die Gesetzgebung gebunden. Über die Umsetzung wird die KV Berlin rechtzeitig informieren. Praxen sollten die verbleibende Zeit unbedingt nutzen und das E-Rezept implementieren. Die wichtigsten Informationen dazu stellt die KV Berlin auf einer Infoseite zum E-Rezept bereit. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen sowie die Einführung des E-Rezepts ist außerdem das Titelthema des druckfrischen KV-Blatts.

Bundesweite Honorarverhandlungen: Weiterhin keine Einigung in Sicht

Die bundesweiten Honorarverhandlungen laufen – ein weiterer Verhandlungstermin zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und Krankenkassen brachte aber keine Annäherung. Zur Erinnerung: Die Vorstellungen zu einer Anhebung des bundeseinheitlichen Orientierungswertes liegen „meilenweit“ auseinander (siehe PID Nr. 16). 

Laut KBV sei es im Moment noch nicht absehbar, wann mit einer Einigung oder einem Schiedsspruch zu rechnen sei, der Erweiterte Bewertungsausschuss sei für Letzteres aber noch nicht angerufen worden. Aktuell folgen weitere Fachgespräche und Verhandlungsrunde, nächster Verhandlungstermin im Bewertungsausschuss ist der 13. September. Über den aktuellen Stand der Honorarverhandlungen informiert auch die KBV auf ihrer Website.

Für die Praxis

„Diagnose Gewalt. Soll ich empfehlen, die Tat anzuzeigen?“ – Runder Tisch am 9. Oktober

Am Montag, den 9. Oktober, veranstaltet der Runde Tisch den 3. Aktionstag „Gewalt stoppen. Gesundheit stärken“. Ziel ist es, an diesem Tag für das Thema Ersthilfe bei häuslicher und sexualisierter Gewalt zu sensibilisieren sowie Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen über konkrete Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren. 

Interessierte sind zur Abendveranstaltung ab 17 Uhr eingeladen. Rechtsanwältin Christina Clemm berichtet in ihrem Vortrag „Diagnose Gewalt. Soll ich empfehlen, die Tat anzuzeigen?“ aus ihrer langjährigen Erfahrung über die Situation betroffener Frauen in Gerichtsverfahren und über Möglichkeiten der Unterstützung. Auch die Senatorin Dr. Ina Czyborra ist anwesend.

Anmeldungen sind bis zum 5. Oktober unter RunderTisch@signal-intervention.de möglich.

Für weitere Informationen steht die Geschäftsstelle des RTB zur Verfügung: RunderTisch@signal-intervention.de oder 030 / 246 30 579

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Runden Tisches.

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