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23.03.2023

E-Rezept sorgt in Berliner Praxen bisher nur für Mehrarbeit

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Dörthe Arnold
Pressesprecherin / Leiterin Kommunikationsabteilung KV Berlin


Zu kompliziert und aufwendig

Die Nutzung des E-Rezepts wird in den Berliner Praxen zurzeit als zu kompliziert und zu aufwendig angesehen. Dort, wo das E-Rezept bereits angewendet wird, führt es zu Mehrarbeit anstatt zu einer Erleichterung der Abläufe. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin, an der rund 350 Mitglieder teilgenommen haben. 

Von denjenigen Praxen, die bereits die technischen Voraussetzungen erfüllen und die digitale Anwendung genutzt haben, berichten viele, dass das E-Rezept zur Vorlage in den Apotheken bisher überwiegend ausgedruckt werden muss, weil die Patient:innen aufgrund des derzeit komplizierten Antragsverfahrens der elektronischen Gesundheitskarte bei ihren Krankenkassen die Voraussetzungen nicht mitbringen. Viele Patient:innen lehnen die Nutzung bisher sogar komplett ab. Und die immer wieder verschobenen Starttermine und der abgebrochene Rollout im vergangenen Sommer sorgen zusätzlich für Irritationen in den Praxen.

Das erklärt, warum nur gut die Hälfte der Teilnehmenden angegeben hat, dass sie die technischen Herausforderungen für die Nutzung des E-Rezepts bereits erfüllen. Gerade einmal 76 Befragte haben angegeben, dass E-Rezept bereits genutzt zu haben, obwohl dies bereits seit dem Sommer 2022 möglich ist. Von diesen wiederum stellen lediglich 13 Ärzt:innen regelmäßig E-Rezepte aus. Die deutliche Mehrheit der Befragten hat demnach bisher keine Erfahrungen mit dem E-Rezept gemacht. 

„Dieses ernüchternde Ergebnis spiegelt den Frust in den Praxen wider, die sich mit digitalen Anwendungen auseinandersetzen müssen, die nicht ausreichend auf ihre Praktikabilität geprüft wurden. Auch wenn wir nur von 350 unserer mehr als 10.000 Mitglieder Antworten erhalten haben, ist davon auszugehen, dass in Berlin bisher nur sehr wenige Praxen die technischen Voraussetzungen geschaffen haben und nur einige wenige Praxen E-Rezepte verordnen. Das zeigt uns, dass die Einführung bisher gescheitert ist“, heißt es seitens des KV-Vorstands. „Und dass das E-Rezept in den meisten Fällen keine digitale Lösung, sondern nur ein weiterer Papierausdruck ist, liest sich wie eine Posse.“ 

Unter diesen Umständen sei ein Sinn oder Mehrwert des E-Rezepts weder den Praxen noch den Patient:innen zu vermitteln. Die Verzögerungen bei der Einführung suggerieren zudem eine Unreife der digitalen Anwendung und halten Praxen davon ab, das E-Rezept zu nutzen, auch wenn sie die technischen Voraussetzungen bereits erfüllen. „Daher geht unser dringender Appell an den Gesetzgeber, hier zügig nachzujustieren und mit Blick auf die vollmundig angekündigte Digitalisierungsstrategie die Rahmenbedingungen für das E-Rezept zu überdenken bzw. anzupassen und diejenigen sinnvoll und vollumfänglich einzubinden, die mit den Anwendungen am Ende tagtäglich umgehen müssen. Ohne eine ernsthafte Erprobung in den Praxen wird der auf den 1. Januar 2024 verschobene Rollout erneut kläglich scheitern“, heißt es abschließend.

Die Ergebnisse der Umfrage finden Sie hier.