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03.05.2023

Medizinische Fachangestellte händeringend gesucht

Kontakt

Dörthe Arnold
Pressesprecherin / Leiterin Kommunikationsabteilung KV Berlin


Fachkräftemangel in Berliner Praxen ist besorgniserregend

Der Fachkräftemangel in den Berliner Praxen ist besorgniserregend. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin unter ihren Mitgliedern. Mehr als die Hälfte der über 800 an der Umfrage teilnehmenden Praxisinhaber:innen der haus- und fachärztlichen Versorgung können freie Stellen für Medizinische Fachangestellte (MFA) zurzeit nicht nachbesetzen. Die deutliche Mehrheit der Befragten berichtet von einer schwierigen und oft langwierigen Suche, die sich in den vergangenen Jahren immer mehr zugespitzt hat. Viele MFA wandern in Richtung Kliniken, Krankenkassen oder Behörden ab, wo höhere Gehälter gezahlt werden, bzw. wechseln ganz den Beruf. Problematisch: Die Tätigkeiten der fehlenden MFA müssen durch fachfremdes Personal oder die Ärzt:innen selbst übernommen werden, was Auswirkungen auf die Versorgung hat. Weniger Zeit für die Patient:innen und längere Wartezeiten sind die Folge.

„Die Umfrage bestätigt, was uns vermehrt berichtet wird. Die Situation in den Praxen verschlechtert sich zusehends. Dabei entwickelt sich der Fachkräftemangel zu einem der größten Probleme. Jetzt rächt sich, dass die ambulante Versorgung von der Politik seit Jahren stiefmütterlich behandelt wird. Themen wie die Ungleichbehandlung der stationären und ambulanten Versorgung, die fehlende Wertschätzung der Niedergelassenen und ihrer Mitarbeitenden, eine nicht auskömmliche Finanzierung der ärztlichen Leistungen, permanente gesetzliche Vorgaben und eine daraus resultierende überbordende Bürokratie haben den Praxen derart zugesetzt, dass die Lust an und die Tätigkeit in der Niederlassung immer mehr abnimmt“, heißt es seitens des Vorstands der KV Berlin. 

Für die KV Berlin kann es nur eine Lösung geben: Die Politik muss sich endlich mit der ambulanten Versorgung und deren Bedürfnissen auseinandersetzen und bei der Bewältigung der Herausforderungen unterstützen. Dies schließe auch die Entbudgetierung mit ein, ohne die es den Praxen nicht gelingen wird, den MFA höhere Gehälter zu zahlen und die Abwanderung zu stoppen. Die große Mehrheit der Praxen zahle laut KV-Umfrage bereits angemessen – entweder an den Tarifvertrag angelehnt oder darüber hinaus. „Aber irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht und die Praxen können den Gehältern anderer Versorgungsbereiche nichts mehr entgegensetzen“, heißt es weiter. 

Doch nicht nur die zum Teil unattraktive Bezahlung, die fehlende Wertschätzung oder die zahlreichen administrativen Tätigkeiten neben den eigentlichen Kernaufgaben sind der Umfrage zufolge ein Grund für den zunehmenden MFA-Mangel in den Praxen. Auch der Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten, die hohe psychische Belastung und das teilweise respektlose Verhalten der Patient:innen und deren hohe Anspruchshaltung führen laut Erhebung dazu, dass die Tätigkeiten in der ambulanten Versorgung an Attraktivität verlieren. „Wir wiederholen an dieser Stelle, was wir erst kürzlich im Zuge der Berliner Regierungsbildung gesagt haben: Die Devise ‚Weiter so wie bisher‘ ist nicht mehr möglich. Wir müssen die Gesundheitsversorgung, wie wir sie kennen, überdenken, um die schwindenden Ressourcen so einzusetzen, dass wir den Status Quo halten und die Versorgung im besten Fall effizienter gestalten können. Dazu gehört auch die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema, welche medizinischen Angebote wir den Patienten noch anbieten können und welche eben nicht mehr“, heißt es abschließend.

Die ausführlichen Umfrageergebnisse finden Sie hier.